„Muss ich euch denn auch noch sagen, dass ihr euch die Fragen aufschreiben müsst?“ studentische Basis(in)kompetenzen 4.0

Wenn ich abends auf die Idee komme, „nur noch mal schnell“ etwas auf Youtube zu recherchieren, so endet dies meistens in einer Art never-ending-story oder wie heute in diesem Blogpost…

aber von vorn:

So langsam lebe ich mich in meiner neuen Wohnung ein und finde regelrecht Gefallen an meinem neuen – extern verursachten – puristischen Lebensstil.

Und was macht man, wenn man gerade anfängt, wieder glücklich und zufrieden zu sein??? Richtig: Man sucht nach potentiellen Störfaktoren, die versuchen, diesen drohenden Gleichgewichtszustand aufzuhalten. Meine Suche hat (vorerst) ein Ende, denn ich habe ihn gefunden:

Ich habe Sehnsucht…

…aber nicht nach Urlaub, Reichtum oder der perfekten Liebe…nein:

Ich habe Sehnsucht nach der Uni…

 (vielleicht sind es auch Nachwehen des letzten grippalen Infekts)

Nachdem ich dieses Semester schon begonnen hatte, mich in meine anstehenden Hausarbeitsthemen einzulesen und diese ja nun umständehalber verschieben musste, juckt es mir regelrecht in den Fingern, weiter zu recherchieren, Thesen aufzustellen und endlich loszulegen…

so auch heute…ich habe im Zusammenhang mit den Konzepten des Lernens durch Lehren (initiiert durch Prof. Dr. Jean-Pol Martin )sowie Flipped Classroom ein paar Ideen im Hinterkopf, die ich euch zu gegebener Zeit  vorstellen werde. Und so kam es, dass ich in diesem sehr anschaulichen Video von Prof. Dr. Christian Spannagel plötzlich auf eine gänzlich andere Frage gestoßen bin:

Brauchen Studierende von heute erst noch ein Propädeutikum für Basiskompetenzen???

Über die Qualität unseres Bildungswesens wird ja bereits an vielen Stellen ausführlich debattiert und es ist auch nicht nur reine Schwarzmalerei, dass sich aufgrund der prekären momentanen und vermutlich auch zukünftigen Situation daran nicht viel ändern wird…aber was ich im Video gehört habe, regt mich doch stark zum Nachdenken an.

Da werden solche brillianten Konzepte wie das besagte FCK entwickelt und endlich der Grundstein für die Verwirklichung des ursprünglichen Bildungsgedankens (disziplinierte Biwistudenten denken vermutlich sofort an Adorno) gelegt und dann droht es wirklich daran scheitern, dass Studenten vergessen, ihre Fragen zu notieren??? Ich kann verstehen, dass man beim Lauschen der angenehmen Stimme Lust zum Kochen bekommt, vielleicht färbt man sich auch nebenbei die Haare oder putzt mal seine Fenster….aber das zähle ich alles noch unter Selbstverantwortung. Nur: spätestens nach der ersten Präsenzveranstaltung, bei der ich als einzigste nichts wusste (dafür jedoch die schönste Frisur hatte) muss mir doch klar werden, dass ich an meinem Konsumverhalten arbeiten muss…oder zumindest Zettel und Stift griffbereit halte. Auch finde ich die Anreize über Worksheet und Hörsaalspiele sympathisch und irgendwie haben sie ihren Reiz und Daseinsberechtigung (und für mich wieder ein Stichpunkt auf meiner langen Liste worüber ich noch mehr wissen möchte)…und dennoch brennt mir die Frage unter den Nägeln:

Muss man zwischen Studenten und Studierenden unterscheiden?

Beginnt man nicht ein Studium gerade deshalb, weil man für sein Fach brennt? Ist es nicht selbstverständlich, dass man für sich selbst lernt und nicht, um am Ende einen Smiley auf der Fleißstraße zu erhalten?

Zugegeben, dass alles klingt ziemlich nach Streber…und ja, ich habe im ersten Leben Geisteswissenschaften studiert, und ja: die konstruktivsten Gespräche fanden vor dem Hörsaal oder bei gedämpften Lichtverhältnissen statt und ja: wir waren eine eigene Spezies…aber: bei uns bestanden Vorlesungen  noch zu 100 % aus Frontalunterricht in viel zu kleinen Hörsäälen und zT ohne Mikro…das war so effektiv wie zu versuchen, aus monotonen Schnarchgeräuschen eine Melodie herauszuhören.

Zu gut erinnere ich mich an mein Erststudium als es in der ersten Veranstaltung jeweils eine Liste mit gefühlten 100 Büchern gab, die man doch bitte durcharbeiten sollte…ewiges Anstehen am Kopierer, bei dem garantiert Patrone und/oder Papier leer waren wenn man dann endlich dran war etc….und nun bekommt man die Gelegenheit, sich zuhause gemütlich auf der Couch mit Pizza und Bier am Schreibtisch mit Studentenfutter und stillem Wasser (ist ja Mathe, also Ruhe auf allen Kanälen bitte) mit dem Stoff anzufreunden, um dann gemeinsam darüber diskutieren zu können. Ein Traum jedes Studierenden…und m.E. der Grundstein für die Hervorbringung kritisch denkender, teamfähiger und konstruktiver Wissenschaftler.

Also bitte: liebe Studenten und Studierende: wenn ihr die Chance habt, Teil der Generation FCK sein zu dürfen, nehmt diese Möglichkeit ernst und tapeziert eure Wände mit nur einem großen Zettel…greift zum Edding und schreibt ganz groß drauf:

Wir sind ein Team!!!

  • denn als Team können wir als Studierende unseren Dozenten vermitteln, was wir brauchen, um damit besser klarzukommen (und dafür kann euer Prof seine Zeit wieder in andere Projekte – zB eure Klausurfragen investieren)
  • zeigt als Team, dass dieser Ansatz brilliant ist und hoffentlich bald viel mehr noch auch an anderen Unis ausprobiert wird